APONEO: Zukunft Apotheke: Stationär, online, grenzüberschreitend


11.11.2016 Kooperationspartner

Stationäre Apotheke versus Massenmarkt

Ein Grund, warum Drogerien und Amazon bei rezeptfreien Artikeln boomen: „Das Vertrauen in das Internet als Informationsquelle ist mittlerweile fast genauso groß wie das Vertrauen in die Apotheker“, sagt Frank Baldauf. Er ist Geschäftsführer von Merz Consumer Care. „Der Käufer ist mündig, und je besser er informiert ist, desto weniger ist er auf die Beratung angewiesen, die er in der Apotheke bekommt.“ Amazon sei dabei für viele Menschen die erste Informationsquelle. ???Google steht nicht mehr unangefochten an der Spitze. Es sind die Bewertungen von Käufern, die die Menschen interessieren. Sie gelten als verlässlicher Spiegel für die Wirklichkeit. Und die Bewertungen sind nun mal bei Amazon.“ So wie auch die Ware. „Merz hat einen starken Fokus auf Drogerien. Aber wir finden unsere Produkte natürlich auch bei Amazon“, so Baldauf. Denn Amazon ist nicht nur Händler, sondern auch Marktplatz.

Mit Amazon über die Grenzen

„Nur 30 Prozent der Ware kommt von Amazon selbst, 70 Prozent wird von dritten Händlern angeboten“, sagt Hartmut Deiwick. Er ist Geschäftsführer des Pharmadienstleisters PharmaHera. Und er bietet über die Berliner Versand-Apotheke Aponeo selbst Ware auf Amazon an – Beauty, Wellness, Homöopathie. Rezeptpflichtige Produkte erlaubt der Gesetzgeber hier nicht. „Natürlich wissen wir, dass Amazon die Apotheken auf seinem Marktplatz beobachtet und erfolgreiche Produkte dann am Ende doch lieber selbst anbietet.“ Positiv wiederum sei, dass deutsche Apotheken mit Amazon den Schritt ins Ausland gehen könnten. Der Aufwand sei gering. „Zehn Prozent der Gesamtumsätze kommen bei Aponeo aus anderen Staaten, und zwar ausschließlich über Amazon“, so Deiwick. Vor allem Österreich, aber auch die Benelux-Länder oder Italien seien die Umsatztreiber.

Rabatte aus dem Ausland

Umgekehrt drängen aber auch ausländische Versandapotheken immer stärker auf den hiesigen Markt. Manche ohne Amazon, dafür mit verschreibungspflichtigen Produkten. Denn ausländische Online-Apotheken dürfen hier seit kurzem Rabatte geben, wenn sie nach Deutschland versenden. Paradox: Stationäre deutsche Apotheken und auch deutsche Versandapotheken dürfen das im eigenen Markt nicht. Eine Umfrage des Beratungsunternehmens Sempora zeigt mögliche Folgen: Jeder zweite Mensch in Deutschland will seine Rezepte künftig immer oder zumindest überwiegend bei ausländischen Händlern einlösen, wenn es dafür einen Bonus von 2 Euro pro Rezept gäbe. Befragt wurden rund 1.000 Verbraucher.

Weder Verbot noch Liberalisierung

Auch die Teilnehmer der Tagung – rund 180 Vertreter der Pharmaindustrie sowie von stationären und Online-Apotheken – wurden befragt: Sollte der Versandhandel mit rezeptpflichtigen Arzneien generell verboten werden? Die Mehrheit (63 Prozent) lehnt das ab. Ein generelles Verbot ist augenscheinlich nicht die Lösung, um der Inländerdiskriminierung zu begegnen. Umgekehrt aber wohl auch nicht die flächendeckende Einführung von Rabattmöglichkeiten für stationäre und Online-Apotheken in Deutschland. Zumindest nicht ohne gravierende Folgen. „Das würde zu massiven Veränderungen im Gefüge der deutschen Apothekenlandschaft führen“, so Thomas Golly, Managing Partner bei Sempora. Handel ist Wandel – Apothekenhandel auch? „Wir stecken schon lange fest und sollten wieder beweglicher werden“, hieß es auf dem Podium.


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