Zugelassene, deutsche Versandapotheken sind Apotheken, die eine gesonderte Versanderlaubnis nach § 11a Apothekengesetz besitzen. Sie unterliegen den gleichen rechtlichen Anforderungen und Kontrollmechanismen wie traditionelle Vor-Ort-Apotheken.

Ihre Aufgaben sind die qualitative und wohnortnahe Arzneimittelversorgung der Bevölkerung, das Vorhalten eines Vollsortiments und eines Notfalldepots, die Beteiligung am Nacht- und Notdienst sowie die pharmazeutische Beratung und Betreuung ihrer Kunden.

Zugelassene deutsche Versandapotheken:

  • kooperieren mit Krankenkassen und rechnen mit diesen ab
  • versenden keine verschreibungspflichtigen Arzneimittel ohne Rezept
  • betreiben keine Publikumswerbung für verschreibungspflichtige Arzneimittel
  • prüfen bei jeder Bestellung Wechselwirkungen und Doppelverordnungen
  • sind nach ISO 9001 zertifiziert
  • sind im Versandapothekenregister des DIMDI registriert
  • verfügen über eine Versandhandelslizenz
  • informieren und beraten ihre Kunden per Telefon, Post oder E-Mail
  • verfügen über Systeme zur Meldung und Abwehr von Arzneimittelrisiken
  • besitzen ein vollständiges Impressum mit Adresse, zuständiger Behörde und verantwortlichem Apotheker auf ihrer Website.

Zugelassene, deutsche Versandapotheken sind stets vollwertige Vor-Ort-Apotheken mit einer Versandhandelserlaubnis. Sie sind Mitglieder der Apothekerkammern und finanzieren diese mit ihren Beiträgen.

Der Arzneimittelversandhandel ist seit 2004 in Deutschland zugelassen (§ 43 Abs. 1 AMG).

Seit dem Jahr 2011 ist auch der Versand von Arzneimittel für Tiere, die nicht der Lebensmittelgewinnung dienen, gesetzlich zugelassen (§ 43 Abs. 5 AMG).

Stand 2022 haben ca. 2.500 der rund 18.400 öffentlichen Apotheken eine Zulassung als Versandapotheke. Das Versandhandels-Register ("DIMDI-Liste") wird beim Bundesinsitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) geführt.

Etwa 15 Prozent aller stationären Apotheken besitzen demnach eine Erlaubnis für den Arzneimittelversand. Aber nur ein Drittel davon betreiben einen ernstzunehmenden AM-Versandhandel.

Es gibt keine „typische“ Versandapotheke. Vielmehr bieten die Versandapotheken ein heterogenes Bild: Der Großteil betreibt den Versandhandel lediglich als Zusatzgeschäft. Wir bezeichnen sie als Nebenerwerbs-Versandapotheker.

Größere Versandapotheken beschäftigen 100 und mehr Mitarbeiter und weisen Charakteristika mittelständischer Unternehmen auf. Zusätzlich bilden sich Spezialisten heraus, die sich auf die Versorgung und Betreuung einzelner Patientengruppen konzentrieren (Indikationsspezifische Versandapotheken).

Außerdem sind einige Versandapotheken stark in der Spezialversorgung und können aufgrund eines großen Know-how-Pools sehr spezielle Beratungsangebote anbieten.

2020 kauften 58 Prozent der Deutschen ihre Medikamente in einer Online-Apotheke. Dies zeigt eine repräsentative Befragung des Digitalverbands Bitkom aus dem Jahr 2020.1

Versandapotheken stehen für höchste Kundenzufriedenheit: Über 90 Prozent der Befragten Kunden gaben an, dass Sie mit der angebotenen Auswahl und dem Preis-Leistungs-Verhältnis zufrieden oder sogar sehr zufrieden sind. Außerdem wird die Liefergeschwindigkeit von 78 Prozent gelobt.1

Insgesamt wurden im Jahr 2021 knapp 8 Prozent mehr rezeptfreie Arznei- und Nichtarzneimittel (medizinischer Sachbedarf) im Versandhandelsmarkt erworben. Dieser Trend war über alle Kategorien hinweg sichtbar, jedoch bei Schlaf-/Beruhigungsmittel mit einem Anstieg um 22 Prozent am deutlichsten.²  Der Versandhandel erreichte bei OTC-Arzneimitteln und im Ergänzungssortiment lt. IGES im Jahr 2019 einen Marktanteil von 19 Prozent. 

Versandapotheken stehen für höchste Kundenzufriedenheit: Über 90 Prozent der Befragten Kunden gaben an, dass sie sehr oder eher zufrieden sind mit dem Preis-Leistungs-Verhältnis und der Qualität der Medikamente.

Jeder Apothekeninhaber in Deutschland kann eine Versandapotheke betreiben, wenn er die Genehmigung der zuständigen Behörde erhalten hat. Die erforderlichen Voraussetzungen für den wirtschaftlich sinnvollen Betrieb einer Versandapotheke müssen überlegt sein: Wer im größeren Volumen tätig sein will, benötigt große Logistikflächen, einen großen Mitarbeiterstab sowie ein über den klassischen Apothekenbetrieb hinaus gehendes notwendiges Know-how. Das wiederum erfordert Investitionen und Engagement, die nicht jeder Apotheker resp. Marktteilnehmer erbringen kann oder möchte.

Das Risiko liegt vor allem darin, keinen ausreichend großen Marktanteil zu gewinnen, um die hohen Investitionen wieder einzunehmen. Auf der anderen Seite ist das wesentliche Strukturelement einer Versandapotheke zugleich ihr Vorteil: aus einer einzigen Versandeinheit können große Kundengruppen mit Arzneimitteln versorgt und hierüber Skaleneffekte realisiert werden.

Während das Einzugsgebiet einer lokalen Apotheke bei ca. 3.500 potenziellen Käufern liegt, verfügt eine Versandapotheke über das bundesweite Einzugsgebiet (ca. 70 Millionen erwachsene Menschen).

Anhand der Internetpräsenz kann der Verbraucher die Seriosität des Anbieters feststellen:

  • Seriöse Anbieter geben im Impressum die volle Postanschrift, den Namen des verantwortlichen Apothekers, die zuständige Aufsichtsbehörde sowie die zuständige Apothekerkammer an.
  • Die zugelassenen Versandapotheken sind auf der Website des BfArM (früher DIMDI) gelistet und erhalten von der Behörde das Sicherheitslogo.
  • Seit Sommer 2015 ersetzt das EU-Sicherheitslogo das traditionelle DIMDI-Logo. Für mehr Informationen siehe Reiter "Sichere Arzneimittel".

Versandapotheker sind Initiatoren und Motoren des Wettbewerbs: Mit günstigen Preisen, Gutscheinen, Bonusmodellen und Rabattsystemen bieten Versandapotheker ihren Kunden zuvor nicht da gewesene Vorteile an (OTC-Bereich). Der BVDVA plädiert auch im RX-Bereich für wettbewerbliche Elemente über den Preis - in klar geregelten Grenzen nach oben und unten.

Im Jahr 2021 haben öffentliche Apotheken 30,9 Millionen Packungen kühlpflichtiger Arzneimittel auf ein Kassenrezept abgegeben, wie das Deutsche Arzneiprüfungsinstitut DAPI meldet. Das entspricht etwa 4,7 Prozent der insgesamt 662 Millionen abgegebenen Packungen.3 Angesichts der Tatsache, dass 99 Prozent der von BITKOM1 befragten Personen ihre verschreibungspflichtigen Medikamente in Vor-Ort-Apotheken besorgen, handelt es sich bei temperaturempfindlichen Arzneimitteln um kein relevantes Geschäftsfeld der Versandapotheken. Diese Einschätzung wurde vom Bundesministerium für Gesundheit basierend auf Daten aus 2018 getroffen und ist nach wie vor zutreffend.

Auch wenn die geschäftspolitische Relevanz in der Form nicht gegeben ist, so ist das Know-how bei deutschen Versandapotheken vorhanden, auch kühlpflichtige Arzneimittel ordnungsgemäß und sicher zu versenden.

Versandapotheken in Deutschland

Rezeptpflichtige Arzneimittel

2021 wurden etwa 1,6 Mrd. Arzneimittel-Packungseinheiten ausgegeben. Dabei handelte es sich in ungefähr gleichem Umfang um rezeptpflichtige (47 Prozent, RX) und rezeptfreie Arzneimittel (53 Prozent OTC). Jedoch fielen 87 Prozent (38,8 Mrd. Euro) des Gesamtjahresumsatzes auf rezeptpflichtige Arzneimittel.

Der Umsatz von Versandapotheken mit rezeptpflichtigen Medikamenten belief sich 2020 auf 1,4 Prozent. Eine Studie schätzt jedoch, dass dies durch die Einführung des E-Rezepts innerhalb von fünf Jahren auf ca. 5 Prozent ansteigen wird.6

Der Gesamtmarkt für RX-Medikamente wird sich u.U. etwas in Richtung AM-Versand verschieben. Das gefährdet die Vor-Ort-Apotheken aber nicht.

OTC-Arzneimittel

OTC bedeutet „Over the Counter“ und bezeichnet rezeptfreie Produkte. Bei den Versandapotheken betrug der OTC-Anteil 2021 rund 1,3 Mrd. Euro Umsatz.5

Insgesamt stieg der Umsatz im Versandhandel 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 10,7 Prozent. Im OTC-Bereich gab es einen Umsatzanstieg um 7,7 Prozent. Das hat(te) auch mit der Corona-Pandemie zu tun: Kontaktloses Bestellen von Arzneimitteln hat stark zur Versorgung der Menschen beigetragen.5

Die Mitglieder des BVDVA stehen für über 50 Prozent des Umsatzes von rezeptfreien Arzneimitteln und nicht Arzneimitteln im AM-Versandhandel

IQVIA Marktbericht: Entwicklung des deutschen Pharmamarktes im 1. Halbjahr 2022

Grafik OTC VH 1HJ2022 IQVIA

Meinungsbild eHealth

58 Prozent der Bundesbürger kaufen ihre Medikamente bereits online bei Versandapotheken. Besonders bei den jüngeren Befragten liegen die Zahlen über diesem Durchschnitt. Auch der generelle Onlinehandel ist nicht mehr wegzudenken.1

Besonders in ländlichen Gebieten sind Versandapotheken ein wichtiger Teil der Arzneimittelversorgung geworden. Dort liegt der Anteil an Online-Bestellungen von OTC-Arzneimitteln mit 32 Prozent am höchsten – ganze 7 Prozent mehr als in Metropolen.

Die Einführung des E-Rezepts ist Mitte 2022 näher gerückt: Zum 01.09. sollen Westfalen-Lippe und Schleswig Holstein die Pflichtanwendung einführen. Mit dem Jahreswechsel dann ganz Deutschland. Aktuell (Stand Anfang Juni 2022) sind über 32.000 E-Rezepte über die TI/gematik eingelöst worden.8

73 Prozent der Patient:innen in Deutschland würden ein E-Rezept nutzen, wenn es angeboten würde. 93 Prozent der Nutzer erachten das digitale Rezept als "sehr hilfreich"7

Der BVDVA Kongress

Der BVDVA veranstaltet jedes Jahr im Sommer einen Kongress für die deutsche Versandhandelsbranche. 2020 und 2021 waren wir nur online aufgrund der Corona-Pandemie. Dieses Jahr fand am 2./3. Juni im Steigenberger Hotel am Kanzleramt in Berlin der 15. reguläre Kongress des BVDVA statt. Über 250 Gäste, 35 Podiumsgäste und über ein Dutzend Sponsoren/Aussteller und Partner waren dabei. Vertiefungen der Podien werden am 3. November beim #bvdvaON22 angeboten. Informationen rund um die Veranstaltung finden Sie auf unserer Kongress-Webseite. Der 16. BVDVA-Kongress findet am 22./23. Juni 2023 wieder in Berlin statt - live und online.

Genderhinweis

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